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denn die östreichischen Truppen, welche unverweilt vorrückten, dämpften überall den Aufstand der Italiener und trieben den unglücklichen König vor sich her nach Unteritalien, bis er nach der unglücklichen Schlacht von Tolentino sich nach Frankreich retten mußte. Die in Wien versammelten Fürsten gaben, wie bereits ermähnt, das neapolitanische Reich dem König Ferdinand wieder. Murat machte später noch einen Versuch, das Land wieder zu gewinnen, indem er von Corsica aus in Calabrien landete, aber er wurde gefangen und am 15. October 1815 in Pizzo erschossen. Vom Sohn eines Gastwirths hatte er sich auf einen Thron emporgeschwungen ; er starb, wie er gelebt, als tapferer, entschlossener Soldat.
Unterdeß hatten die Verbündeten ihre Armeen gerüstet und auf den Kriegsschauplatz entsendet. Fürst Schwarzenberg mit den Oestreichern, Baiern, Württembergern und Badenern nahm seine Stellung von der Schweiz an bis zum Mittelrhein, Blücher mit seinen Preußen aber und Wellington mit Engländern, Hannoveranern, Brannschweigem n. s. w. standen in den Niederlanden bis an die Nordsee hin, und hier sollte diesmal der entscheidende Kamps stattfinden. Die Russen waren noch nicht herangerückt, sie sollten zwischen jenen beiden Hauptarmeen einrücken. Napoleon war schnell entschlossen, zuerst mit seiner ganzen Macht gegen Blücher zu rücken, um diesen, wie er hoffte, zu vernichten, und dann es mit Schwarzenberg aufzunehmen. Am 11. Juni rückte er von Paris aus, und drei Tage darauf stand er fast angesichts der Feinde. Da redete er seine Truppen in alter, hochfahrender Weise also an: „Soldaten, heut ist der Jahrestag von Marengo und Friedland, der zweimal das Schicksal Europas entschied. Damals, wie öfters, waren wir zu großmüthig. Wir ließen die Fürsten auf ihren Thronen, die jetzt die Unabhängigkeit Frankreichs bedrohen. Die Unsinnigen! Sie und wir, sind wir nicht noch die nämlichen? Wenn sie in Frankreich einrücken, so sollen sie in Frankreich ihr Grab finden!" In der That war das französische Heer nicht blos so glänzend und zahlreich als je, sondern auch zum äußersten, verzweifeltsten Kampfe entschlossen. Zuerst griff er mit 130,000 Mann die 80,000 Preußen unter Blücher bei Ligny an. Trotz der tapfersten, ehrenvollsten Gegenwehr mußten die Preußen doch das Feld räumen, und wenig fehlte, daß der greise Feldherr selbst, welcher im dichtesten Gewühl unter sein erschossenes Pferd
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Neueste Geschichte. 1. Periode.
herab, erst im Schritt, dann in schnellem Lauf und mit schmetternder Schlachtmusik. Während nun Napoleon einen Theil seines Heeres gegen die Preußen umwenden ließ, wollte er den letzten Augenblick benutzen, um die ermatteten Engländer durch einen nochmaligen verzweifelten Anlauf niederzuwerfen, und ließ den größten Theil seiner berühmten Garden mit fürchterlicher Gewalt gegen sie anrücken. Aber auch Wellington nahm seine letzten Kräfte zusammen, und es entspann sich ein wahrhaft furchtbarer mörderischer Kampf. Die Preußen rückten von der andern Seite im Sturmschritt immer zahlreicher heran, und ihrem Andringen vereint mit der Engländer heftiger Gegenwehr vermochten die Franzosen nicht mehr zu widerstehen. Plötzlich erscholl unter diesen das unheilvolle: Sauve qui peut! (Rette sich, wer kann!) und sofort trat eine gänzliche Auflösung der Schlachtordnung und die wildeste Flucht ein. Alles Geschütz fiel den Verbündeten in die Hände und nur der vierte Theil der französischen Armee wurde gerettet.
Das war die Schlacht von Waterloo oder La Belle-Alliance, so genannt, weil Blücher und Wellington nach derselben an einem Meierhofe dieses Namens, von wo aus Napoleon seine Befehle ertheilt hatte, sich begegneten und freudig umarmten. Und mit Recht führt sie diesen Namen, weil hier so viele Völker in wahrhaft schönem Bündniß für Europas Befreiung kämpften.
Die Verfolgung des flüchtigen Feindes wurde dem General Gneisen au aufgetragen, welcher an der Spitze der Jäger und leichten Reiterei die aufgelösten Haufen in wilder Flucht vor sich herjagte. Fast wäre bei Genappe Napoleon selbst in der Preußen Hände gefallen; so eilig mußte er aus seinem Wagen herausspringen, daß sein Hut, Degen und der schwarze Adlerorden zurückblieb, mit welchem der König von Preußen nun Gneisenau's Brust zierte.
Des großen Abenteurers Schicksal war jetzt entschieden: die Kammern, welche ihm vor wenigen Tagen noch zugejauchzt, stellten jetzt die Forderung an ihn, daß er dem Throne entsage. - In der That dankte er zum zweiten Male zu Gunsten seines Sohnes ab, und, da die Verbündeten sich bereits Paris näherten, begab er sich nach Rochefort, um wo möglich nach Amerika zu entkommen. Englische Schiffe aber bewachten den Hafen, und so sah er sich genöthigt, sich einem englischen Schiffscapitain, Maitland, zu ergeben. Dieser ließ ihn an Englands Küste bringen, von wo er,
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Schlacht bei Groß-Görschen.
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und nun sollte das junge Heer sich bald dem allgefürchteten Feldherrn gegenüber erproben. Nicht weit von Lützen, bei Groß-Görschen, trafen die beiden Heere aufeinander. Die Preußen waren geführt von Blücher, Aork und Kleist, die Russen von Wittgenstein; auf einer Anhöhe wohnten der Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm der Schlacht bei. Zuerst erkämpften die Preußen unter Blücher große Vortheile gegen den Marschall Ney, und nahmen Groß-Görschen ein; bald aber rückte Napoleon selbst von Lützen her auf das Schlachtfeld und indem er seine Truppen auf alle Weise persönlich anfeuerte, entriß er den Verbündeten manche der erreichten Vortheile. Mit der größten Hartnäckigkeit wurde jedes Fußes Breite vertheidigt und Mann gegen Mann wurde oft der erbitterte Kampf geführt. Schon hatten die preußischen Garden einen Theil der feindlichen Armee in die Flucht gejagt: da nahm der Kaiser alle seine Kräfte nochmals zusammen. „Glaubt ihr, daß mein Stern untergeht?" rief er, sammelte um sich achtzig Feuerschlünde von seiner bewährten Gardeartillerie und streckte ganze Reihen der Gegner mit einem Male zu Boden. Gleichzeitig kam der Vicekönig Eugen mit 30,000 Mann frischer Truppen an und durchbrach die russische Schlachtlinie. Nach und nach mußten die Verbündeten zurückweichen, aber bis zum Einbruch der Nacht behaupteten sie ihre Stellung. Als schon tiefes Dunkel die ermüdeten Heere umfing, machte der muthige Blücher noch einen neuen Ausfall und wäre beinahe bis zum Kaiser und seinem Gefolge selbst vorgedrungen; dies hatte,zur Folge, daß die Franzosen sich wenigstens jedes übermüthigen Vorgehens enthielten.
War auch die Schlacht von den Verbündeten nicht gewonnen worden, so hatte sie doch,-gegenüber der Uebermacht des Feindes, den Heldenmuth und die Tapferkeit der Preußen und Russen bekundet; der Bund zwischen den beiden Völkern und zwischen ihren Fürsten war befestigt worden und ganz Deutschland richtete große Hoffnung auf die braven Streiter für die nationale Befreiung. Als ein schwerer Verlust wurde die tödtliche Verwundung des edlen Scharnhorst beklagt.
Die verbündeten- Fürsten zogen nach Bautzen, um dort neue Truppen an sich zu ziehen. Napoleon ging zunächst nach Dresden, und nöthigte den König von Sachsen, der in Prag mit Oestreich unterhandelte, nach Dresden zurückzukehren und sich ihm sofort wieder anzuschließen. Dann rückte er gegen die Verbündeten vor.
Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 7
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Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
Franzosen vorrücken, und während eines fürchterlichen Regenwetters erkämpften die Preußen und Russen hier einen der erfolgreichsten Siege (26. August). Die Franzosen geriethen in die wildeste Flucht und kamen theils im Wasser und im Schlamm um, theils wurden sie gefangen oder zersprengt. Die Macdonald'sche Armee war vetv nichtet und Schlesien befreit. Blücher, welcher 15,000 Gefangene gemacht hatte, wurde von seinem König zum Feldmarschall und später zum Fürsten von Wahlstatt ernannt, im Munde des Soldaten und des Volkes aber war er von nun an der Marschall Vorwärts, dessen Worte fast unwiderstehlich auf die Truppen wirkten.
Napoleon selbst war bei Dresden fast gleichzeitig mit der böhmischen Annee eingetroffen. Am 26. August, an demselben Tage, wo Blücher an der Katzbach gegen Macdonald focht, kam es bei Dresden zum Kampfe, welcher am 27. August fortdauerte, jedoch zum Nachtheil der Verbündeten ausfiel. Ueber 12,000 Obstreicher wurden gefangen genommen und die Hauptarmee mußte den Rückzug nach Böhmen antreten. Auch Moreau fiel bei Dresden gleich in der ersten Schlacht, wo er gegen sein eigenes Vaterland kämpfte.
Um die Lage der böhmischen Armee zu erschweren, rückte noch von einer andern Seite der französische General Vandamme mit einem trefflichen Heere an; zum Glück für die Verbündeten ging er zu rasch und unbesonnen vorwärts. Er stieß aus die russischen Garden unter Ost er mann, welche nur 8000 an der Zahl, aber angefeuert durch die persönliche, mnthvolle Theilnahme des Königs von Preußen, gegen 30,000 Franzosen den heldenmüthigsten Widerstand leisteten, bis in der Schlacht bei Culm der französische Feldherr, mit Hilfe des preußischen Generals Kleist, welcher zur rechten Zei/ über die Nollendorfer Höhen heranzog, umzingelt, besiegt und mit 12,000 Mann gefangen wurde.
Die verbündeten Herrscher erfuhren fast gleichzeitig mit diesem freudigen Ereigniß die frohe Kunde von den Siegen bei Groß-Beeren und an der Katzbach; sie übertrugen den Dank dafür aus den, ohne dessen gnädigen Beistand auch das kräftigste Wollen der Völker vergeblich gewesen wäre, und feierten am 3. September in Teplitz ein Dankfest für die errungenen Siege; ein neuer schöner Beweis des ernst-sittlichen und religiösen Charakters der damaligen Erhebung.
Napoleon aber gab seine Pläne so bald nicht auf; noch ein-
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102 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
dem verbündeten Heere: „Der wichtige Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Russen, Preußen, Obstreicher, ihr kämpft für eine Sache! kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Staaten, für die Unsterblichkeit eurer Namen — Alle für Einen! Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf! Bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde und der Sieg ist euer!"
Am 16. October begann die gewaltige Schlacht, in welcher die Völker, die von den fernen Grenzen Asiens, von dem mittelländischen und vom atlantischen Ocean herangezogen waren, auf einem Punkte zusammentrafen, um über das Schicksal Europas endlich die blutige Entscheidung herbeizuführen; mit Recht wird sie daher die Völkerschlacht bei Leipzig genannt. Die hart bedrohte Stadt, welche den Mittelpunkt dieser großen kriegerischen Handlung bildete, hörte drei Tage hindurch den Donner, welcher aus 1400 Feuerschlünden dröhnte. Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf: das große Heer der Verbündeten kämpfte im Südosten der Stadt bei Wachau u. f. w., ein anderer Theil gegen Bertrand im Westen von Leipzig bei L i n d e n a n, Blücher endlich schlug im Norden eine besondere Schlacht bei Möckern. Mit unerhörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde von beiden Seiten der Kampf geführt, und niemand soll den Franzosen den wohlverdienten Ruhm schmälern, welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am. Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kampf zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wachau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die York'sche Abtheilung, dm blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen; dreimal mußten sie das Dorf.im Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen Anzahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon noch einmal, die Oestreich er durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu bestimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon
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104 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
retten, wobei der polnische Fürst P o u i a 1 o w s k i ertrank; über 15,000 Mann mit den Generalen Reynier, Bertrand und Lauri-fton wurden gefangen genommen, außerdem 25,000 Verwundete und Kranke.
Die verbündeten Herrscher waren, als der Oberfeldherr Fürst Schwarzenberg ihnen die sichere Nachricht von dem Siege gebracht hatte, auf dem Schlachtfelde auf ihre Kniee gesunken, um Gott für diese Gnade zu danken; sie zogen jetzt zusammen in Leipzig ein, entschlossen, den Sieg, welcher Deutschland errettet hatte, zur Begründung einer neuen Ordnung der Dinge zu benutzen.
Die Verfolgung des fliehenden Franzosenheeres übernahm zunächst das schlesische Heer. Bei Hanau trat ihm ein bairisch-östreichisches Heer unter General Wrede in den Weg, Napoleon aber erkämpfte sich mit seiner überlegenen Macht von 80,000 Mann den Durchmarsch und am 2. November schon, also nach 13 Tagen seit der Schlacht bei Leipzig, ging er über den Rhein zurück. Noch war eine Anzahl deutscher Städte und Festungen von den Franzosen besetzt, aber schon am 11. November mußte sich der Marschall Gouvion de St. Cyr in Dresden mit 35,000 Mann auf Gnade und Ungnade ergeben, und im Laufe des Winters capitu-lirteu fast alle Festungen.
Natürlich wurde nun auch das Königreich Westphalen, welches unter französischer Herrschaft mitten in Deutschland bestand, aufgehoben, und die Fürsten von Braunschweig, Oldenburg und Hessen kehrten in ihre Staaten zurück; diejenigen deutschen Länder, welche noch mit Frankreich durch den Rheinbund vereinigt gewesen waren, Württemberg, Baden, Darmstadt u. a. schlossen sich den Verbündeten an; auch Dänemark müßte sich von dem Bündniß mit Frankreich lossagen und Norwegen an das Königreich Schweden und Helgoland an England abtreten, wogegen es Lauenburg erhielt. Nur Hamburg blieb noch von dem französischen Marschal Davoust besetzt und sehr hart bedrückt.
Wie in Deutschland, so wurde auch in Italien den Schöpfungen Napoleons schnell ein Ende gemacht. Der Vicekönig Eugen mußte den Oestreichern weichen, welche die Lombardei in Besitz nahmen, während nach Toscana der Großherzog Ferdinand und nach Rom der greise, vielgeprüfte Pius Vii. zurückkehrte. Nicht minder empfindlichfür Napoleon war der Verlust von Holland und der Schweiz. Dorthin rückte Bülow mit großer Eile und die befreiten Bewohner des Landes riefelt den früheren Erbstatt-
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Die Verbündeten in Frankreich.
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Halter als König Wilhelm I. zurück. Die Schweiz war gleichzeitig von einem Theile der östreichischen Armee besetzt worden. Schon früher waren Spanien und Portugal durch Wellington, welcher die Franzosen bei Vittoria aufs Haupt geschlagen hatte, befreit worden.
Aber noch wollte sich Napoleon nicht für überwunden erkennen; das französische Volk hatte zwar keinen Glauben mehr an den Sieg und besonnene Männer riethen zu Friedensunterhandlungen, aber der Kaiser in seiner Vermessenheit wies solchen Rath unwillig zurück. Trotzig sprach er: „Ich stehe an der Spitze von Frankreich, weil mir die Verfassung so gefällt; verlangt Frankreich eilte andere Verfassung, so mag es sich einen andern Herrscher suchen. Was ist der Thron? Ein mit Sammt überzogenes Stück Holz. Ich bin der Thron Frankreichs; ich bin der Stellvertreter des Volks. Frankreich braucht mich nothwendiger, als ich Frankreich. Ja, ich bin stolz, weil ich Muth habe; ich bin stolz, weil ich große Dinge ausgeführt habe. Ihr wollt den Frieden; in drei Monaten sollt ihr den Frieden haben, oder ich werde nicht mehr sein!" x Die Verbündeten, welche in Frankfurt Rath hielten, waren noch jetzt geneigt, dem besiegten Feinde ein großes Zugestäudniß zu machen, indem sie ihm Frankreich und die Länder bis an den Rhein lassen wollten; aber als die Kunde von seinem unbeugsamen Uebermuth aus Frankreich herüberkam, da beschlossen sie, den Krieg in sein eigenes Land zu übertragen und ihn zum Frieden zu zwingen. Zu gleicher Zeit, wie Bülow in Holland, Schwarzenberg durch die Schweiz vordrang, setzte Blücher über den Rhein, während von Spanien her die Engländer heranzogen und in Italien selbst Napoleons Schwager, Murat, sich von ihm lossagte.
Schon waren die Heere der Verbündeten, Schwarzenberg von Süden, Blücher von Osten her, bis auf 25 Meilen vor Paris gerückt, als Napoleon gegen sie heranzog. Blücher trug bei Brienne und La Rothiere von vornherein einige Siege gegen die Franzosen davon, aber im Laufe des Monats Februar wandte sich das Kriegsglück zu Gunsten Napoleons, welcher hier wieder sein großes Feldherrntalent bewährte. Indem er seine Angriffe bald nach der einen, bald nach der andern Seite richtete, nöthigte er zuerst die Blüchersche Armee durch mehrere glückliche Treffen, besonders bei Montmirail und Chateau-Thierry zum Rückzüge und schlug dann die Schwarzenbergsche Armee, welche nur noch 10 Meilen von Paris stand, bei Monter eau, worauf er jubelnd ausrief:
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Der preußisch-östreichische Krieg.
355
stein diese Sache in der Bundestagssitzung vom 11. Juni zur Sprache und verlangte die Intervention des Bundes und als Vorbereitung dazu die schleunige Mobilmachung aller nicht zur preußischen Armee gehörigen Bundesarmee-Corps. Vergeblich protestirte der preußische Gesandte gegen diesen dem Bundesrecht zuwiderlaufenden Antrag; der in seinen Entschließungen sonst so schwerfällige Bundestag sand sich diesmal, von seinem Haß gegen Preußen und der Begierde, es zu demüthigen, gestachelt, schon am 14. in der Lage, den östreichischen Antrag anzunehmen. Sofort erklärte der preußische Gesandte, von Savigny, im Namen und auf Befehl des Königs: „daß Preußen den bisherigen Bundesvertrag für gebrochen und deshalb für nicht verbindlich ansehe, denselben vielmehr als erloschen betrachte und behandeln werde." Zugleich legte er die „Grundzüge einer neuen, den Zeitverhältnissen entsprechenden Einigung", von welcher Oestreich gänzlich ausgeschlossen sein sollte, auf die Tafel der Versammlung und erklärte die Bereitwilligkeit seiner Regierung, „auf den alten, durch eine solche Reform modificirten Grundlagen einen neuen Bund mit denjenigen Regierungen" zu schließen, welche sich jetzt auf seine Seite stellen wollten. Hierauf verließ der Gesandte den Sitzungssaal. Der Krieg war so gut wie erklärt.
Sofort nach diesem Vorgänge bot Preußen den Regierungen von Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau die Hand zu einem Bündnisse. Es wurde eine Entscheidungsfrist von 24 Stunden gegeben. Als die Antworten ablehnend lauteten, rückte am 16. die Armee des Prinzen Friedrich Karl von der Niederlausitz her und General Herwarth von Bittenfel-d von der Provinz Sachsen aus in das Königreich Sachsen ein, ohne auf Widerstand zu stoßen, da sich die sächsische Armee mit dem König eiligst nach Böhmen zurückzog. An demselben Tage drang General von Beyer in Kurhessen ein, gleichfalls ohne auf Widerstand zu stoßen; der Kurfürst aber, welcher Wilhelmshöhe nicht verlassen hatte, wurde als Kriegsgefangener nach Stettin geführt. In Hannover, wo gleichfalls am 16. die Truppen des Generals v. Manteuffel, welchem sich später das Corps des Generals Vogel v. Falkenstein anschloß, eingerückt waren, ging es. nicht so glatt ab, weil die hannöversche Armee nicht eben so Zeit zum Abmarsch und zu ihrer Vereinigung mit der Reichsarmee gefunden hatte. Diese Truppen (13,000 Mann) hatten sich bei Göttingen concentrirt und versuchten jetzt einen Ausweg zu finden, welcher ihnen aber überall
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Neueste Geschichte. 3. Periode.
Die bairische Armee unter dem Prinzen Karl von Baiern war mindestens 50,000 Mann stark, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau hatten mit Einschluß eines östreichischen Hülfs-corps auch eine Armee von 50 bis 60,000 Mann unter dem Prinzen Alexander von Hessen aufgestellt. Diesen beiden über
100.000 Mann starken Heeren gegenüber rückte Preußen mit nur
51.000 Mann ins Feld; erst in der Mitte des Juli wuchs diese Armee auf 65 bis 70,000 Streiter. Aber der Führer sowohl, General Vogel v. Falkenstein, als auch die Truppen rechtfertigten das in sie gesetzte Vertrauen. Sie vollführten ihre Aufgabe mit so viel Energie und Gewandtheit, Vorsicht, Ausdauer und Bravour, daß auch ihren Thaten und Erfolgen für immer Anerkennung und Bewunderung gesichert ist. Nach der Besetzung von Hannover und Kurhessen, und nach der Katastrophe der Hannoveraner bei Langensalza hatte Vogel v. Falkenstein seine Armee — die Main-Armee genannt — bei Eisenach vereinigt und hegte den Plan, sich zwischen die Baiern, welche von Bamberg - Schweinfurt her bis Meiningen-Schmalkalden vorgerückt waren, und die Bundesarmee, die von Frankfurt heranmarschirend die Gegend von Fulda erreicht hatte, einzuschieben und beide Gegner gesondert zu schlagen. In den Lagern derselben lebten freilich ganz andre Gedanken; es gab da noch Leute, welche von einem Marsch der vereinigten Heere gegen Berlin träumten, als ob es eben keine Main-Armee gäbe. Diese aber machte ihre Nähe und ihre Kraft bald erkennbar. Am 4. Juli nöthigte General Goeben mit nur einer Division die ganze bairische Armee, sich zurückzuwenden, worauf auch die Bundesarmee wieder auf Frankfurt zurückging. Am 10. Juli drängten die Preußen aufs neue gegen die Baiern und lieferten ihnen die siegreichen Gefechte bei Hammelburg und Kisstngen. Hierauf wendete sich Vogel v. Falkenstein gegen die Bundesarmee, schlug sie am 14. Juli bei Aschaffenburg und zog nun am Abende des 16. in die verlassene Buudesstadt Frankfurt ct. M. ein. Eine Stunde lang dauerte der Einmarsch; die Truppen waren mit Staub bedeckt, aber in frischer Stimmung. Der Bundestag, soweit er noch bestand, hatte sich nach Augsburg begeben, wo er endlich verschwand. Der preußische Obergeneral ergriff im Namen seines Königes die Regierungsgewalt über das Herzogthum Nassau, die Stadt Frankfurt und über die besetzten Theile von Hessen-Darmstadt. Der Senat und die gesetzgebende Versammlung der bisherigen Reichsstadt wurden aufgelöst, und ihr eine Eontribntion
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Herzog von Braunschweigs Tod. Schlacht bei Waterloo. 115
fiel, an welchem feindliche Reiterhaufen dicht vorbeijagten, getödtet oder gefangen worden wäre. Gleichzeitig (am 16. Juni) hatte zwischen dem Marschall Ney und Wellington bei Quatrebras ein heftiges Gefecht stattgefunden, in welchem Ney den tapfersten Widerstand leistete und auf Seiten der Verbündeten der edle und brave Herzog von Braunschweig an der Spitze seiner schwarzen Husaren nach heldenmüthigem Vordringen den Tod fand.
Am 17. Juni führten Blücher und Wellington ihre Heere etwas rückwärts, um sich dann leichter vereinigen zu können. Napoleon meinte, es sei ein wirklicher Rückzug, und schickte den Marschall Grouchy den Preußen mit der übermüthigen Weisung nach, dieselben „in den Rhein zu stürzen;" die Engländer dagegen wollte Napoleon selbst am folgenden Tage angreifen. Wellington, welcher gegen die feindlichen 120,000 Mann nur 80,000 hatte, ließ Blücher um zwei Haufen Unterstützung bitten, und erhielt zur Antwort, daß Blücher nicht mit zwei Haufen, sondern mit dem ganzen Heere kommen würde, und am andern Morgen ging durch das ganze preußische Lager der Jubelruf: „Es geht wieder vorwärts!"
Aber schon am frühen Morgen, ehe die Preußen eintreffen konnten, hatte Napoleon den Kampf gegen Wellington eröffnet. Dieser stand auf den Höhen von Mont St. Jean, gegen welche Napoleon seine ganze Heeresmacht mit unbeschreiblichem Ungestüm heranführte. Mit der fürchterlichsten Erbitterung wurde von beiden Seiten gestritten, und es möchte schwer zu entscheiden sein, welches Heer sich tapferer erwiesen. Napoleon aber meinte, zuletzt müsse doch die Uebermacht siegen, und nachdem seine Angriffe schon drei-, viermal zurückgeschlagen waren, trieb er immer neue Heeresmassen die Höhen hinan gegen den unerschütterlichen Feind. Schon bedeckten 10,000 Engländer das Schlachtfeld und die Kämpfenden waren aufs äußerste erschöpft; mit schwerer Besorgniß rief der englische Feldmarschall ans: „Ich wollte, es wäre Nacht ober die Preußen kämen!" Da auf einmal donnerten.^die preußischen Kanonen im Rücken des Feindes, und mit Dankesthränen rief der tapfere Feldherr: „Nun, da ist der alte Blücher!" Das preußische Heer hatte wegen der sumpfigen Wege nicht früher herbeikommen können, so sehr auch Blücher, als er von fern den Schlachtenbonner hörte, den Marsch beeilt hatte. Jetzt war zwar auch erst ein kleiner Theil seiner Truppen zur Hand, aber mit ihnen rückte er sofort in geschlossenen Reihen die Höhen jenseits des Feindes
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Marschall_Grouchy Napoleon Napoleon Jean Napoleon Napoleon